Wie im Schaukelstuhl hängen sie in der Luft, kurven ein, kurven aus. Die Nordsee zu Füßen, locker 30 Meter über Normal Null. Von Zeit zu Zeit grüßen sie lässig so von oben herab ihr Fußvolk auf den hohen Dünen von Midtjylland.
Nicht dran ziehen! Sonst stürzt er ab
Das genießt die Show und greift gern mal zum Schirm, wenn ein Dünengleiter mit seinem Schaukelstuhl nahe kommen. Die Ängstlichen im Publikum ducken sich lieber in Dünenmulden. Das erscheint allerdings mehr so etwas wie vorauseilender Gehorsam. Die tun nichts, die großen Reiter. Die wissen schon was sie tun. Obwohl – einer von ihnen könnte ja gerade seinen Jungfernflug machen.
Auf diesen Wind aus West haben sie wer weiß wie lange gewartet. Dann ist er da, kein Regen und auch noch Wochenende! Die Siebensachen greifen und zu den Dünen. Da bei dem stolzen Leuchtturm. Jetzt sind schon ein halbes Dutzend Dünenreiter am Himmel unterwegs. Sie zeigen Pendelverkehr nach Sichtflugregeln. Die vielleicht vier bis fünf Windstärken scheinen den Paraglidern richtig gut zu tun. Im Aufwind treiben sie genüsslich zweihundert Meter am Dünenkamm entlang. Worte dringen zum Volk. Dänisch und Deutsch im Parallelflug. Irgendwo, an einer imaginären Wendemarke, ungefähr dort wo kein Publikum mehr winkt, machen sie kehrt.
Sie pirschen sich lautlos heran. Gleich kommen sie über den Dünenkamm.
Der Dünenkamm ist ihre unsichtbare, aber fühlbare Grenze. Hier zwischen Luv und Lee verliert sich der Aufwind. An dieser Grenze muss der Schirm geführt werden. Sonst droht eine unelegante Landung im Dünental.
Regulärer Start- und Landeplatz ist der Strand. Mit gut gefüllten Luftkammern im Schirm senkrecht über ihnen nehmen manche Piloten Anlauf zum Meer. Schon nach wenigen Laufschritten endet der Bodenkontakt. Im Aufwind wendet der Pilot seinen Schirm, zieht, schiebt, ruckelt sich in den Sitz und schwebt über dem breiten Strand zu den hohen Dünen. Eine neue Pendelfahrt kann beginnen. Andere Piloten demonstrieren dem Publikum die Schnellstart-Variante „Anlauf am Dünenfuß“. Den windgefüllten Schirm hoch über dem Kopf laufen sie am Strand wenige Schritte die Düne hinauf. Der Aufwind greift sich den Schirm, zügig ist Reiseflughöhe erreicht. Eine neue Vorführung beginnt – das Publikum ist schon da.
Gleiten wie ein riesengroßer Vogel über dem Strand – zwischen Nordsee und Dünen